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Ehrengarde Sessionsbuch 2017

194 Das Hahnentor und der Karneval 200 Jahre Tradition Das mittelalterliche Hahnentor gehört bekanntlich zu den bedeutendsten Kölner Denkmälern. Im und am Tor haben sich über fast 800 Jahre hinweg eine Vielzahl von Ereignissen und Entwicklungen abgespielt, an die das Tor noch heute erinnert. Was aber wohl die Wenigsten wissen: Das Hahnentor ist auch eng verknüpft mit der Geschichte des Kölner Karnevals und das nicht erst seit gestern. Vermutlich haben bereits im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit Kölner Bürger, die am Hahnentor für den Wachdienst eingeteilt waren, an den hohen Fastnachtstagen dort den ein oder anderen Festtrunk genossen, schließlich wurde ja schon damals in der gesamten Stadt gefeiert. Schriftliche Belege hierfür liegen uns jedoch nicht vor. Doch spätestens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es die ersten belegbaren Berührungspunkte zwischen der Torburg und dem Kölner Karneval – allerdings auf eine sehr kuriose Art und Weise. Denn zu dieser Zeit hatte sich Jodocus Schlappal, einer der ersten Illustratoren des bürgerlichen Karnevals ab 1823, wohl aus Geldnot mit dem Fälschen von preußischen Geldscheinen versucht. Dies gelang ihm wenig überzeugend: Schlappal wurde entlarvt, vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Nach Begnadigung durch den preußischen König fristete er sein Dasein im Gefängnisraum der Hahnentorburg und starb dort am 2. Oktober 1837 im Alter von 44 Jahren. Kurios erscheint es wohl auch, dass die Bildnisse eben jenes Jodocus Schlappal nur wenige Jahrzehnte später in den Räumlichkeiten, in denen dieser eingekerkert und verstorben war, den interessierten Kölner Bürgern vorgeführt wurden. Nach dem Abriss der Stadtmauer ab 1881 und der Sanierung der Hahnentorburg unter Leitung des Stadtbaumeisters Joseph Stübben war ab 1888 das Historische Museum der Stadt Köln dort untergebracht worden. In dieser Sammlung, angefüllt mit mittelalterlichen Waffen, Portraits von Bürgermeistern, Modellen öffentlicher Gebäuden und vielem anderen mehr, durfte das Thema „Karneval“ als zentraler rheinischer Brauch nicht fehlen. Bereits bald nach der Eröffnung des Museums, in der Karnevalszeit 1889, stellte Direktor Arthur Pabst daher einige Abbildungen alter Karnevalszüge aus. In der Folge arrangierte er jedes Jahr in der Session eine kleine Ausstellung zum Thema „Karneval“. Er plante sogar, diesem Bereich einen besonderen Raum in der Hahnentorburg einzurichten. Zu sehen waren in den Ausstellungen unter anderem frühe Darstellungen der Rosenmontagszüge des Joducus Schlappal aus den 1820er Jahren. Möglicherweise stellte Pabst auch ein Bildnis eines Rosenmontagswagen EhrenGarde


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