Gesellschaft, Politik, Kultur —
ein kritischer Blick auf die Welt
Seminare für junge Erwachsene mit lebensverkürzender Erkrankung
Jacqueline Kostka
Für junge Erwachsene mit lebensverkürzender Erkrankung
ab 18 Jahren bietet die Deutsche Kinderhospizakademie
seit 2013 jährlich ein Seminar an, bei dem es insbesondere
um den gesellschaftspolitischen Austausch geht. Politische,
gesellschaftliche, kulturelle, aber auch wirtschaftliche
Lebensthemen der Teilnehmenden stehen im Zentrum dieses
Formates. Jedes Jahr findet das Seminar für junge Erwachsene
mit einer lebensverkürzenden Erkrankung in einer anderen
deutschen Stadt statt, die aus Vorschlägen der jungen
Erwachsenen für Städte-Ziele ausgesucht wird. Gemeinsam
mit anderen jungen Erwachsenen in einer ähnlichen Lebenssituation
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können die Stadt und ihre vielfältigen kulturellen
Angebote kennengelernt werden. Neben der Möglichkeit,
neue Menschen kennenzulernen, Kontakte auszubauen und
Freundschaften zu schließen eröffnet das Seminar neue
Erfahrungsebenen, um sich zu oberen Themen fernab von
Schule, Beruf oder Studium weiterzubilden und für die eigene
Lebenswelt relevante Themen in den Blick zu nehmen. Treffen
und Diskurse mit Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft,
Kultur und Gesellschaft ermöglichen es, sich ein Bild über
gesellschaftspolitische Themen zu machen bzw. sein Bild zu
erweitern und Impulse zu setzen, die eine Veränderung im
Denken und Handeln — auch der Gesprächspartnerinnen und
Gesprächspartner — bewirken können. Die Teilnehmenden
können Ideen zur aktiven Mitgestaltung des gesellschaftlichen
und politischen Lebens gewinnen, sodass sie darin bestärkt
werden, sich aktiv und selbstbestimmt für ihre Belange einzusetzen
und Lebenswelten mitzugestalten.
Das erste Seminar für junge Erwachsene mit lebensverkürzender
Erkrankung fand 2013 in Deutschlands Bundeshauptstadt
Berlin statt. Unter anderem stand ein Besuch der
Berliner Gedenkstätte Berliner Mauer auf dem Programmplan
und es gab die Möglichkeit, sich mit Zeitzeugen auszutauschen.
Inhaltich stand das Thema Leben mit Grenzen an
diesem Tag im Mittelpunkt. Ein besonderes Highlight war eine
Besichtigung des Deutschen Bundestages und anschließendem
Gespräch mit dem Politiker und damaligen Beauftragten der
Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen.
Es folgten im Laufe der Jahre Seminare unter anderem in
Dresden, Hamburg, Köln und München. 2019 fand das Seminar
in Leipzig statt. Hier wurde neben einer obligatorischen,
barrierefreien Stadtbesichtigung unter anderem das damalige
Leben in der DDR und damit die historische Geschichte der
Stadt näher beleuchtet. Neben vielen weiteren Programmpunkten
besuchten die Teilnehmenden das Antidiskriminierungsbüro
Sachsen e.V. und konnten sich über verschiedene
Diskriminierungserfahrungen und Möglichkeiten, sich gegen
Diskriminierung stark zu machen, austauschen.
Das Programm wird unter Mitwirkung der
Teilnehmenden gestaltet und es ist jederzeit möglich,
eigene Interessen und Wünsche einfließen zu lassen.