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Erfahrungen einer Pflegekraft
Jens Rieger
Bei den ersten Fahrten begleitete mich noch ein wenig
Unsicherheit,
nicht wegen des sozialen Umgangs mit den
behinderten Teilnehmern, da ich zusätzlich noch einen
behinderten Jugendlichen der Lebenshilfe e.V. hier in Münster
begleitet habe. Vielmehr resultierte die Unsicherheit aus dem
pflegerischen
Umgang mit den lebensverkürzend erkrankten
Kindern oder Jugendlichen, da mir im Alltag die verschiedenen
meist sehr seltenen Erkrankungen eher fremd waren.
Auch der pflegerische Umgang mit Kindern und Jugendlichen
ist für einen Pfleger aus dem Erwachsenen-Bereich anfangs
etwas Neues.
Nach den ersten Fahrten legte sich aber diese Unsicherheit,
da einem „Neuling“ meist 1 — 2 erfahrene Pflegekräfte zur
Seite gestellt werden. Und mit jeder weiteren Fahrt wuchs
die Sicherheit im Umgang mit den Teilnehmern.
Da ich neben der Arbeit noch studiere, kann ich aus Erfahrung
berichten, dass sich die Fahrten sehr gut mit dem Studium
und der Arbeit kombinieren lassen. Auch anteilige Fahrten
mit weniger Tagen sind beim Deutschen Kinderhospizverein
möglich.
Auch das finanzielle Entgelt ist für einen Studenten ein willkommener
Bonus, wobei ganz deutlich gesagt werden muss,
dass man die Seminare nicht alleine wegen des Verdienstes
machen kann. Eine empathische Zuwendung gegenüber einem
lebensverkürzend erkrankten Teilnehmer ist für die Arbeit
beim Deutschen Kinderhospizverein unabdingbar.
Letztendlich erfüllt mich die Arbeit mit sehr viel Freunde und
meine Begeisterung ist nach wie vor ungebrochen, da einem
die Teilnehmer sehr viel Dankbarkeit und Fröhlichkeit entgegenbringen.
Meist vergessen die Teilnehmer ihre vermeintlich
schwierige Lebenssituation und können sich während
der Seminarzeit einfach fallen lassen. Gleiches gilt für die
Familienangehörigen.
Wenn man während eines Familienseminars die Begebenheiten
des Hotels nutzt und jeden Teilnehmer (meist das
allererste Mal) ins Schwimmbecken des Hotels transferiert
und schwimmen geht, der Teilnehmer überglücklich ist und
die Eltern am Beckenrand den Tränen vor Rührung nahe sind,
sind das auch für das Pflegepersonal unvergessene Momente,
die man noch lange Zeit mit sich trägt.
Ich kann die Arbeit beim Kinderhospizverein jedem empfehlen,
der an der Begleitung von lebensverkürzend erkrankten
Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien interessiert
ist. Eine Vielzahl von Momenten, die aus dieser Arbeit
resultieren, ist für beide Seiten besonders wertvoll.
Seit 15 Jahren arbeite ich als gelernter
Fachgesundheits- und Krankenpfleger in der
Erwachsenenpflege in der Uniklinik Münster
auf der Intensivstation der Herz-Thorax-
Gefäßchirurgie und Neurochirurgie.
Für den Deutschen Kinderhospizverein
begleite ich alle Arten von Seminaren
seit 10 Jahren, somit habe ich mittler‑
weile an ca. 25 Fahrten teilgenommen.
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