Die Erfahrungen der Familien, die an den Angeboten der Deutschen Kinderhospizakademie
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Stimmen der Familien
teilnehmen, sind wie die Kinder- und Jugendhospizarbeit selbst: vielfältig und bunt.
Manche Momente bleiben dabei ganz besonders in Erinnerung.
Mein schönstes Erlebnis:
Das war ein Familienseminar, in dem mein Mann und
ich an einem Clown-Seminar teilgenommen haben. Die
ganzen 3 Tage liefen wir mit einer roten Nase herum
(wie eine Halskette) und in der Seminar-Arbeit haben wir
unsere Ängste und Hemmungen losgelassen. Wir bekamen
das Grinsen gar nicht mehr aus unserem Gesicht.
Mein bewegendstes Erlebnis
Das war ein Silvesterseminar in der Wolfsburg in Mühlheim vor vielen Jahren.
Eine uns allen bekannte Familie war nicht angereist. Alle waren sehr traurig.
Ich weiß nicht, wodurch es ausgelöst wurde (vielleicht durch einen Anruf), aber
diese Familie kam plötzlich dazu mit der schwerkranken Tochter im Schlepptau.
Sie wollten nicht alleine zuhause bleiben, sondern mit uns allen, den lieben
Freunden/Bekannten und Wegbegleitern, Silvester feiern. Das Bett, in dem ihre
Tochter lag wurde überall hingeschoben und gemeinsam waren wir eine große
Familie und nahmen an den Sorgen und Ängsten, aber auch an der Freude teil.
Das hat mich sehr berührt.
Claudia Harms
Mutter eines verstorbenen Sohnes
und eines lebensverkürzend erkrankten jungen Erwachsenen
Die Deutsche Kinderhospizakademie —
ein wichtiger „Bestand-Teil“ unseres Lebens
Unser erstes Familienseminar, an dem wir teilnahmen, fand
an Silvester 2006 auf der Wolfsburg statt! Im selben Jahr
im März war meine an MLD erkrankte Tochter Angeline gestorben.
Ich war sehr froh und dankbar, dass durch ein Netz
des ambulanten Kinderhospizdienstes und deren Mütter und
Ehrenamtliche ich neugierig wurde an dem Seminar teilzunehmen.
Auf der Wolfsburg war es am 31. Dezember für mich ein
Abschied des letzten Jahres, ein Abschied aus dem letzten
Jahr, in dem Angeline noch gelebt hat! Es tat so gut, diesen
Jahreswechsel mit lieben Menschen zu erleben, die meine
Situation und meinen Schmerz sehr gut verstehen konnten!
In meinem Workshop entstand ein Wandbehang, in dem ich
Teile von Angelines Lieblingspulli, ihre Haarsträhne, ihren
Haarbändern und ein Foto von Angeline und ihrer Schwester
Josi, sie war damals gerade 3 Jahre alt, verarbeitete. Es war
eine sehr schöne Arbeit für mich! Ich brauchte im ersten Jahr
nach Angelines Tod viele solche Angebote und es entstanden
Es berührt mich
immer wieder
aufs Neue,
wie wir uns
bei Familien-
seminaren über
alle sozialen, kulturellen,
ethnischen Unterschiede und
Grenzen hinweg begegnen können,
nämlich mit Achtung, Solidarität und
Zugewandtheit — und Spaß haben wir
auch noch jede Menge!
Unsere erkrankten und/oder verstor-
benen Kinder schaffen eine Schnittmenge,
eine Gemeinsamkeit, die
Begegnungen, offen und authentisch,
möglich macht. Das ist für mich ein
großes Glück.
Kathleen Philipp
Mutter zweier Töchter mit
lebensverkürzender Erkrankung
eine Menge Dinge, unter anderem
auch ein Stein, der immer
noch auf Angelines Grab liegt,
den ich selber behauen und
bemalt habe. Die kreativen
Angebote und Workshops auf
den Seminaren tun mir immer
wieder gut. Bei dem Entstehen von
Dingen entstehen auch immer wichtige
Gedanken und oft ungezwungene Gespräche!
Auf unserem ersten Silvesterseminar 2006/2007 lernte ich
viele liebe Menschen kennen, von denen wir einige immer
noch regelmäßig auf den Seminaren wiedersehen!
Ich wurde zu Silvester überredet doch auch einmal an einem
Mütterseminar teilzunehmen. Meine Fahrt führte mich damals
in ein Kloster und brachte mich mit einprägenden Erlebnissen
wieder nach Hause. Einen unglaublichen Zusammenhalt,
Verständnis und Gemeinschaft lernte ich dort kennen. Wir
Frauen konnten herzlich zusammen lachen, wortlos dasitzen,
spazieren gehen oder aber im Klosterkeller Lieder singen, die
uns so bewegten, dass auch die ein oder andere Träne floss!