Ich hatte mich gleich angemeldet und zum Glück noch einen
Platz bekommen. Der Kurs war ausgebucht.
Zuerst haben wir mit Schwungübungen begonnen. Die unterschiedlichsten
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Muster haben wir so mit Kreide auf das Papier
gebracht. Zwei Tage lang. So langsam wurden wir Teilnehmer
ungeduldig. Wir wollten endlich selber schweißen. Abends
hatte der Referent für jede Familie ein kleines Bierfässchen
geschweißt. Wir Teilnehmer hatten am nächsten Tag die
Aufgabe, diese mit Goldfolie von innen zu bekleben. Bei der
Präsentation sollten diese den Familien überreicht werden.
Eine schöne Idee. Den Rest des Tages haben wir wieder mit
Schwungübungen verbracht. Aber dann war endlich Schweißen
angesagt. Wir durften abwechselnd kleine Bleche schweißen,
um etwas Übung zu bekommen. Da hat man gemerkt, der
Referent hat sich etwas zu viel zugemutet. Mit der Situation
war er überfordert. Wir wollten alle schweißen und er musste
immer dabei sein. Sicher war es für ihn sehr anstrengend,
aber er hat den Workshop angeboten. Man hat gemerkt, dass
er mit uns keine Tonnen mehr schweißen wollte. Am vorletzten
Tag wollte ich es wissen und mein Vorhaben in die Tat
umsetzen. Gleich morgens bin ich zu unserem Referent und
habe angekündigt: „Ich schweiße jetzt die Tonne.“ Damit hat
er wohl nicht gerechnet. Wir fingen direkt damit an. Meine
Feuertonne ist ein Schmuckstück geworden. Danach sind noch
zwei weitere Tonnen entstanden.
Meine wird nicht als Feuertonne verwendet, dazu ist sie mir
viel zu schade. Sie dient als Lichtquelle (ich habe sie mit
einem Lichterschlauch versehen) in unserem Flur.
Insektenhotel
Nach jeder Veranstaltung wird von den Teilnehmern ein Bogen
mit diversen Fragen ausgefüllt. Eine davon lautet:“ Was
wünscht ihr euch für das nächste Jahr?“ Ein Wunsch von mir
war, einmal ein Insektenhotel bauen. Dann war es soweit.
Zu Hause habe ich mir überlegt, dieses Projekt mit meinem
Mann umzusetzen. Im Alltag hat jeder von uns zu Hause seine
Aufgaben. Zusammen zu arbeiten gestaltet sich da schwierig,
da gibt es schon manchmal Streitereien. So war es eine gute
Gelegenheit das Zusammenarbeiten in entspannter Atmosphäre
einmal auszuprobieren. Wir haben uns beide sehr auf
diesen Workshop gefreut. Dann ging es los.
Zuerst wurde überlegt, wie soll es aussehen und wie groß soll
es werden. Dann wurde gemessen, gesägt und gehämmert bis
das Insektenhotel fertig war. Es ist von beiden Seiten befüllbar
und richtig groß. Es steht bei uns im Vorgarten und ist ein
richtiger Hingucker.
Es war für uns eine wichtige Erfahrung zu sehen, dass das
Zusammenarbeiten gar nicht so schwierig ist. Mit Geduld und
Rücksichtnahme kann es gut gelingen.
Das Insektenhotel habe ich mit der Akademie in Verbindung
gebracht. Mit all den verschiedenen Fassetten, die die
Akademie bietet, um allen Familien gerecht zu werden. So
bietet unser Hotel mit größeren und kleineren Abteilungen
den unterschiedlichsten Tieren Unterschlupf. Es haben einige
Einzug gehalten.
Zum Schluss möchte ich noch über ein Seminar berichten,
dass bei mir einen nachhaltig bleibenden Eindruck hinterlassen
hat.
Arbeiten mit Ton
Der erste Abend dient dazu, zu sehen wer ist mit in der Gruppe
in die ich mich eingewählt habe? Wer ist der Referent oder
die Referentin? Welche Materialien stehen zu Verfügung und
was möchte ich in den nächsten Tagen tun?
Ich weiß es noch ganz genau. Unser Referent hat sich vorgestellt,
und den ersten Satz, den er zu dem Workshop gesagt
hat, war: „Alles, was wir hier machen, ist für die Tonne.“
Dieser Satz hat bei mir blankes Entsetzen ausgelöst. Ich habe
mich sofort zu Wort gemeldet und mitgeteilt, dass ich sicher
im falschen Kurs bin. Mein Leben ist strukturiert, alles was
ich mache hat seinen Sinn und seinen Platz. Ich mache sicher
nichts für die Tonne und habe mir offen gehalten vielleicht in
eine andere Gruppe zu wechseln. Meine Bedenken waren geäußert
und so konnte ich mich erst einmal auf das Experiment
einlassen.
Jeder sollte sich ein Stück Ton nehmen und einfach kneten
und formen, ohne darüber nachzudenken was daraus wird.
Im Prinzip bin ich offen für neue Dinge und Arbeitsweisen. So
war es auch diesmal. Ich lass mich überraschen. Die gestellte,
für mich ungewohnte Aufgabe habe ich ausgeführt. Nach
dieser kurzen Zeit war ich schon sehr entspannt. Am nächsten
Morgen waren alle Zweifel ausgeräumt und ich war gespannt
was noch so alles mit mir passiert. Wobei ich mir nach wie vor
nicht sicher war, ob ich es in dem Workshop aushalten kann.
Nach einer kurzen Begrüßung ging es gleich los. Es wurde
wenig in der Runde gesprochen, und jeder konnte seinen
Gedanken folgen. Erstaunlicherweise habe ich mich in dem
Kurs trotz aller Bedenken sehr wohl gefühlt. Etwas zu tun,
ohne dass etwas Bestimmtes entstehen muss, eine ganz neue
Erfahrung für mich. Tagsüber beim Arbeiten hatte ich öfters
die Augen geschlossen und konnte dabei wunderbar entspannen.
Insgesamt sind drei Werke entstanden.
Jetzt war mir auch die Aussage klar: „Alles, was wir hier
machen, ist für die Tonne“. Wir sollten uns mit unseren
Vorstellungen nicht unter Druck setzen. Was aus dem Ton
entsteht, spielt am Ende keine Rolle. Alles ist gut wie es ist.
Ich war am Ende des Tages so tiefenentspannt, das habe ich
vorher so noch nicht erlebt. Es war für mich die beste Erfahrung,
die ich aus all den besuchten Workshops für mich
mitnehmen konnte. Ich habe eine ganz neue Seite an mir
entdeckt. Die Gelassenheit hat noch sehr lange nachgewirkt.
Im Alltag erinnere ich mich öfters daran, dass nicht immer
alles perfekt sein muss.
Meine Exponate haben einen geschützten Platz in unserem
Garten bekommen und lange dort gestanden. Irgendwann
waren sie verwittert und kamen in die Tonne.
An den Beispielen der Workshops kann man gut erkennen wie
vielfältig sie sind. Es macht immer viel Spaß daran teilzunehmen.
Mit Zeit, Ruhe und Muße und unter fachlicher Anleitung
die Dinge entstehen zu lassen, ist für uns Familien schon
etwas Besonderes. Ein großes Dankeschön an alle die immer
wieder diese tollen Veranstaltungen planen, organisieren und
durchführen.
Annemarie Diakunczak
Mutter einer Erwachsenen mit lebensverkürzender Erkrankung