15 Jahre Deutsche Kinderhospizakademie
Peter Wirtz | Ehemaliger Leiter der Deutschen Kinderhospizakademie (2012 bis 2021)
Blickt man zurück auf die 15 Jahre, die seit Gründung der Deutschen Kinderhospizakademie
vergangen sind, fällt sofort auf, wie stark sich die Arbeit seit 2005 verändert hat.
Dank der stetigen Unterstützung der betroffenen Familien und dem Engagement aller
haupt- und ehrenamtlich Tätigen, ist die Arbeit sowohl in quantitativer als auch qualitativer
Hinsicht beständig gewachsen.
Drei Phasen lassen sich bei genauem Hinsehen erkennen.
Die Jahre der Gründungsphase waren erfüllt vom oft noch
tastenden Versuch, für alle Beteiligten sinnvolle und zufriedenstellende
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Veranstaltungen zu organisieren. Es gab keine
Vorbilder für eine Bildung unter kinderhospizlichem Aspekt,
jedes einzelne Seminar war ein Stück Pionierarbeit, das allen
Beteiligten Mut und Flexibilität abverlangte. Dass sich eine
kinderhospizliche Bildung von der anderer förderpädagogischer
Arbeitsfelder in wesentlichen Fragen unterschied,
wurde schnell deutlich. So beschäftigte die Verantwortlichen
schon zu Beginn die Frage, wie man in Notfällen und im
schlimmsten Fall beim Tod eines Kindes während einer Veranstaltung
zu reagieren habe. Notfallpläne wurden erarbeitet
und mussten so vermittelt werden, dass sie weder Honorarmitarbeitende
noch ehrenamtlich Engagierte zu sehr belasteten.
Auch Themen, die spezifisch der Hospizarbeit zuzurechnen
waren, mussten erst identifiziert und erarbeitet werden.
Die zweite Phase baute auf diesem Fundament auf und führte
einerseits zu einer Verstetigung, andererseits zum ständig
wachsenden Ausbau des Angebotes. Von Anfang an galt das
Prinzip der Verlässlichkeit: ein einmal unterbreitetes Angebot
sollte regelmäßig wiederholt werden. Die Familien sollten
sich darauf verlassen können, dass sie jedes Jahr die Möglichkeit
hatten, an den für sie wichtigen Veranstaltungen teilzunehmen.
Nirgendwo sonst bietet sich ihnen die Möglichkeit,
mit so vielen anderen Betroffenen ins Gespräch zu kommen
und von den praktischen bis zu den grundsätzlichen Fragen
ihres Lebens besprechen zu können.
Mit der zahlenmäßigen
Steigerung der angebotenen
Veranstaltungen
wuchs auch
der Bedarf an
ehrenamtlichen
Begleitungen,
an Pflegekräften
und Referierenden.
Die ehrenamtliche
Begleitung
während
einer Veranstaltung
unterscheidet sich in
einigen wesentlichen Aspekten von der in einem ambulanten
Kinder- und Jugendhospizdienst. Die dort genutzten
Befähigungskonzepte mussten an die
Erfordernisse der Bildungsarbeit
angepasst werden.
Aber auch für Pflegekräfte
und Referierende
mussten
Fortbildungsmöglichkeiten
angeboten
werden, die
sie stärker an
die Ziele und
Erfordernisse
einer kinderhospizlichen
Bildung
heranführte.
Parallel dazu
fand eine Ausweitung
des Themenspektrums der
Veranstaltungen statt, das die Vielfalt
der Bedürfnisse und inhaltlichen Interesse widerspiegelte.
Die dritte Phase der Entwicklung ist vom Wunsch der Professionalisierung
der Arbeit geprägt. Die vielfältigen Erfahrungen,
die in früheren Jahren gewonnen wurden, werden
gebündelt, strukturiert, analysiert und kategorisiert. Um dies
angemessen leisten zu können, wurde das Projekt „Entwicklung
einer Didaktik der Kinder- und Jugendhospizarbeit“
begonnen, das durch die Stiftung Deutsche Jugendmarke
und die Deutsche KinderhospizSTIFTUNG gefördert wird.
Hier wird die Bildungsarbeit auch nach wissenschaftlichen
Kriterien beschrieben und zukunftsfähig gesichert.
Ein zweiter wesentlicher Schritt ist die Verstärkung der
Kooperation mit anderen Einrichtungen der Bildungsarbeit.
Er mündete in die Gründung der „Bundesarbeitsgemeinschaft
der Kinderhospizakademien“, die eine gute Arbeitsfolie
bietet, um zur Professionalisierung der Bildung im Kinder-
und Jugendhospizbereich beizutragen. Anliegen ist es, die
Arbeit immer weiter zu qualifizieren, um den jungen Menschen
mit lebensverkürzender Erkrankung und ihren Familien
gute Unterstützung durch Bildungsangebote zu geben.