
Abteikirche
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Die Arbeiten an der Abteikirche
Sankt Michael haben pünktlich
zu den Osterfeierlichkeiten ihr offizielles
Ende gefunden. Am 12. April
2022 konnte die frisch renovierte und
gestrichene Kirche im Rahmen einer
festlichen Messe wiedereröffnet werden.
Monatelang umgaben eindrucksvolle
Gerüstkonstruktionen das Gottes-
haus. Auch im Inneren stapelten sich
die Stangen und Podeste bis unter die
Decke. Das Ergebnis kann sich sehen
lassen. Anstrich und Putz wurden
großflächig erneuert, die Figuren des
Kirchenschiffs überarbeitet, der Boden
gereinigt. Außenrum pinselten
zehn Anstreicher im Akkord, glichen
den Farbton der Kirche dem des Abteigebäudes
an. Am Turm, der den Gewalten
trotzt und sich dadurch angreifbar
macht, mussten Teile des
Mauerwerks ersetzt werden.
KSI-Direktor Prof. Ralph Bergold ist
froh, pünktlich zu Ostern das „Herz
des Bergs“ wieder schlagen zu hören.
Der Orden der Unbeschuhten Karmeliten und das KSI luden am späten
Dienstagnachmittag zur ersten Messe in die renovierte Abteikirche.
Zum krönenden Abschluss intonierte der Organist „Ein Haus voll
Glorie schauet“.
Karmeliten-Pater Rockson betrachtet
die Atmosphäre seines erstrahlenden
Arbeitsplatzes als Gegenpol zum gegenwärtigen
gesellschaftlichen Grundgefühl,
spricht von einer „hellen Kirche
in dunkler Zeit“, die Kraft und
Trost spende. Der Frieden
im Großen sei, so
predigte er im Eröffnungsgottesdienst
in
Anlehnung an seinen
indischen Landsmann
Mahatma Gandhi, ohne
inneren Frieden der
Menschen nicht denkbar.
Und diese innere
Ruhe und Balance finde
man in der Stille
der Kirche. Rockson
zitierte den Theologen
Jean Baptiste Metz,
der eine ewig gültige
Einwortdefinition von
Religion aufstellte.
Religion ist Unterbrechung
– von den Zwängen des Alltags,
von Hektik, Unruhe, Streit. Wer also
sein Leben
für einen ungestörten
Mittagspausenmoment unterbrechen
möchte: Die Kirche steht tagsüber
offen!
Kaum etwas übt einen so intensiven
Reiz auf uns Menschen aus
wie „Verbotenes“. Heimlich naschen,
fremdgehen, im Halteverbot parken…
im Kleinen oder im Großen: „Verbotenes“
denken oder tun stellt uns und
unseren moralischen Kompass auf die
Probe: Halten wir uns an die Regeln?
Warum tun wir es oder wer bzw.
was bringt uns dazu, „Verbotenes“ zu
tun? Unter dem Titel „Verbotenes“
stand auch die Ausstellung der Künstlerinnen
der GEDOK Bonn, die vom
1. Mai bis zum 3. Juli 2022 im Kreuzgang
des ehemaligen Abteigebäudes
auf dem Siegburger Michaelsberg präsentiert
wurde.
Zeitgeist, Gesellschaft,
Gesetz oder Religion legen
fest was „Verbotenes“ ist.
Symbole, Gesetze und Worte
erinnern uns alltäglich
daran, was „Verbotenes“
konkret bedeutet und welche
Konsequenzen es nach
sich zieht. Wir sehen die Zeichen, wir
kennen die Gebote und dehnen oder
ignorieren sie dennoch: mal leichten
Herzens, voller Genuss, mal voller
Schuldgefühl, mal unbewusst, mal in
voller Absicht.
„Verbotenes“ impliziert eine direkte
Verbindung zwischen Körper und
Geist, zwischen Gefühl und Verstand.
Dies wird in der Ausstellung durch die
Werke der Künstlerinnen auf vielen
Ebenen ausgelotet, sicht- und spürbar.
Die GEDOK (Verein der Gemeinschaften
der Künstlerinnen und Kunstförderer
e.V.) ist die bundesweit größte
Künstlerinnenvereinigung. Derzeit gibt
es 23 Regionalgruppen.
„Helle Kirche in dunkler Zeit“
© Markus Lehr
„Verbotenes“
Ausstellung der GEDOK Bonn im Kreuzgang des KSI
© Andreas Kaul