Begleiten, an der Seite sein
Seminare für ehrenamtlich Mitarbeitende der
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Kinder- und Jugendhospizarbeit
Sonja Lutz | Bildungsreferentin Seminare für ehrenamtlich Mitarbeitende
Während seiner ersten Flugreise in den Spanien-Urlaub sitzt
der 5-jährige Patrick ganz aufmerksam auf seinem Sitz und
schaut immer suchend aus dem Flugzeugfenster. Seine Mutter
fragt ihn irgendwann interessiert, nach was er denn so eifrig
Ausschau halten würde. Der kleine Patrick erwidert: „Ich
suche den Opa. Oma hat gesagt, dass er jetzt auf einer Wolke
sitzt und als Engel auf uns schaut. Ich möchte ihm so gerne
zuwinken!“
Für Erwachsene ist es zuweilen nicht einfach, über die
Themen Sterben und Tod im Alltag zu sprechen. Im Umgang
mit dem Thema Tod fehlen vielen Menschen buchstäblich die
Worte. Kinder besitzen aber oft eine wunderbare offene Art,
nach den großen Themen des Lebens zu fragen. Besonders
im Gespräch und bei Nachfragen von Kindern tauchen dann
die Fragen „Was kann ich sagen?“ und „Wie soll ich es kindgerecht
formulieren?“ bei den Erwachsenen auf.
Das Seminar „Mit Kindern und Jugendlichen über Sterben und
Tod sprechen“ lädt dazu ein der Frage nachzugehen, wie ein
Sprechen mit jungen Menschen über Tod und Sterben möglich
ist. Metaphern können Kinder verwirren, daher sollte über
Tatsachen klar, ehrlich und kindgerecht gesprochen werden.
Jede Altersstufe hat ihr eigenes Verständnis davon, was im
Tode geschieht.
Eine eigene Auseinandersetzung mit den Themen Sterben und
Tod ist grundlegend, um jungen Menschen bei diesen Lebensthemen
zur Seite zu stehen. In den Seminarangeboten der
Deutschen Kinderhospizakademie haben ehrenamtlich Mitarbeitende
die Möglichkeit, die Begleitsituation zu reflektieren,
Impulse von fachlich qualifizierten Referierenden zu erhalten
und gemeinsam Wege der Begleitung zu erarbeiten.
Die Deutsche Kinderhospizakademie bietet jährlich bundesweit
zahlreiche thematische Tages- und Mehrtagesseminare
für ehrenamtlich Mitarbeitende der Kinder- und Jugendhospizarbeit
an. In den Seminaren befassen sich ehrenamtlich
Engagierte mit unterschiedlichen Fragestellungen zur Kinder-
und Jugendhospizarbeit und können sich somit stetig für ihr
Ehrenamt weiter qualifizieren.
Eines der ersten Seminare für ehrenamtlich Mitarbeitende
fand im März 2006 in Iserlohn zum Thema „Gemeinsam die
Kinderhospizarbeit bewegen“ statt. Das Thema stellte die
ehrenamtlich Mitarbeitenden in den Mittelpunkt der Veranstaltung,
da das ehrenamtliche Engagement eine wichtige
Säule in der Kinder- und Jugendhospizarbeit darstellt.
Das thematische Angebot
der Seminare umfasst
generell klassisch hospizliche
Themen wie Krankheit,
Abschied, Sterben, Tod und Trauer,
alters- und entwicklungsbedingte Herausforderungen
durch die lebensverkürzende Erkrankung und die
Begleitung des Familiensystems.
Klassische Themen sind u.a.:
• Grundsätze der Kinder- und Jugendhospizarbeit,
• Begleitung von Trauernden,
• Begleitung von Eltern,
• Begleitung von Geschwistern,
• Mit (jungen) Menschen über Sterben und Tod sprechen,
• Nähe und Distanz,
• Kommunikation jenseits von Sprache,
• Rituale.
Zu diesen Standardthemen werden ergänzend Themen
in den Blick genommen, die aus den Erfahrungen in der
Begleitung oder aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen
entstanden sind:
• Begleitung unter interkulturellen Gesichtspunkten,
• Sexualität bei jungen Menschen
mit lebensverkürzender Erkrankung,
• Veränderungen im Leben junger Menschen mit
lebensverkürzender Erkrankung nach Vollendung
des 18. Lebensjahres,
• Humor als Haltung in der Kinder- und
Jugendhospizarbeit.
Besonders das Thema „Humor“ überrascht viele. Auf
den ersten Blick scheinen Humor und hospizliche Themen
unvereinbar.
Das Seminar möchte aber ganz bewusst zur Förderung einer
humorvollen inneren Haltung beitragen. Haltung führt zu
mehr Achtsamkeit und ermöglicht auch eine achtsamere
Begleitung der jungen Menschen mit lebensverkürzender
Erkrankung sowie deren Familien. So bilden die Seminarangebote
einen wichtigen Beitrag zur Qualifizierung ehrenamtlicher
Begleitung in der Kinder- und Jugendhospizarbeit.