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Vorwort
Selbsthilfe, gegenseitige Stärkung, Begegnung, Information und
Austausch, das war den Familien wichtig, die den Deutschen
Kinderhospizverein 1990 gründeten. Umgesetzt haben sie dies
auch, indem sie sich an unterschiedlichen Orten in Deutschland
trafen, um sich über ihre Lebensthemen auszutauschen. Als
fachliche Experten wurden schnell auch Referierende hinzugezogen.
Sie gaben Impulse und unterstützen den Diskurs.
Schnell war den Familien klar, dieser Teil der Kinderhospizarbeit
ist wesentlich, er unterstützt und stärkt und soll ausgebaut
werden. Dabei ging es um mehr als ein Gemeinschaftserlebnis.
Die Bildung innerhalb der Kinderhospizarbeit sollte ein fester
Bestandteil des Deutschen Kinderhospizvereins sein. Es brauchte
einige Zeit, bis aus diesem Gedanken die Deutsche Kinderhospizakademie
gegründet wurde. Vor 15 Jahren wurde mit ihr
der Wunsch gefestigt, die Bildungsarbeit zu stärken und weiter
zu entwickeln.
Sie sollte zwar ein fester Bestandteil der Vereinsarbeit sein,
aber nicht nur an einem bestimmten Ort stattfinden. Sie sollte
eine „Akademie auf Reisen“ sein, so dass die Angebote nahe an
den Familien stattfinden können.
Und genauso sollte es eine Akademiearbeit sein, die eben wie
die jungen Menschen mit lebensverkürzender Erkrankung und
deren Familien ist: vielfältig und bunt. Die eigenen Lebensthemen
in einer sich gegenseitig auffangenden Gemeinschaft zu
bearbeiten und Fähigkeiten zu entdecken, die Orientierung für
das eigene Leben bieten, waren und sind Kern für die Bildungsarbeit
der Deutschen Kinderhospizakademie.
Immer schon stehen junge Menschen mit lebensverkürzender
Erkrankung, ihre Eltern und Geschwister im Fokus der
Akademiearbeit. Von Beginn an waren die Familien Impulsgeber
und brachten ihr Wissen und ihre Kompetenz in die Arbeit ein.
Das ist bis heute so und eine Grundvoraussetzung für unsere
Bildungsarbeit. Junge Menschen mit lebensverkürzender Erkrankung,
ihre Eltern und Geschwister bringen sich sowohl inhaltlich
und konzeptionell als auch in der Umsetzung der
Veranstaltungen ein.
Der Bedarf an Bildungsarbeit und damit nach entsprechenden
Bildungsangeboten und -formaten war und ist hoch. Immer
mehr Seminare entstanden: Familienseminare, Seminare für
Eltern, Väter, Mütter, Geschwister, Ferienbegegnungen, und
viele weitere. Bis heute entstehen in der Deutschen Kinderhospizakademie
gemeinsam mit Familienmitgliedern neue
Schwerpunkte und Angebote.
Ein zweiter Fokus der Bildungsarbeit ist die Stärkung der
Kinder- und Jugendhospizarbeit durch Bildungsangebote für
ehren- und hauptamtlich Engagierte.
Mit dem stetigen Wachstum unseres Vereins und dem Ausbau
der ambulanten Arbeit, wuchs auch die Anzahl der
Mitarbeitenden und damit ihr Bedarf nach qualifizierter
Bildungsarbeit. Um ihr Engagement zu unterstützen, ihre
Kenntnisse aufzufrischen und Impulse für die eigene Arbeit
zu geben, sind immer mehr Angebote entstanden.
Junge Menschen mit lebensverkürzender Erkrankung und ihre
Familien sind Teil unserer Gesellschaft und so ist es auch die
Kinder- und Jugendhospizarbeit. Unser Bildungsauftrag richtet
sich entsprechend auch an die Gesellschaft. Hier gilt es Denkweisen
zu prägen, die ein gesellschaftliches Umfeld fördern,
welches für die jungen Menschen und ihre Familien gut ist.
Insbesondere Verantwortliche an Schulen und pädagogischen
Einrichtungen standen früh im Fokus der Bildungsangebote.
Die Kinder und Jugendlichen verbringen hier einen großen Teil
ihres Alltags. Je informierter, angstfreier und aufgeklärter das
schulische Umfeld der Kinder und Jugendlichen ist, desto
besser kann der Umgang mit den Themen Krankheit, Tod und
Trauer von Kindern und Jugendlichen gelingen.
Darüber hinaus wendet sich die Arbeit auch an Menschen, die
Interesse für die Kinder- und Jugendhospizarbeit zeigen und so
zu Multiplikatoren ihrer Ideen und Anliegen werden können.
Das Deutsche Kinderhospizforum richtet der Deutsche Kinderhospizverein
als größte Fachveranstaltung für Kinder- und
Jugendhospizarbeit in Europa aus. Die inhaltliche Umsetzung
übernimmt die Deutsche Kinderhospizakademie und schafft
damit auch wertvolle Kontakte zu Wissenschaft, Politik und
Gesellschaft.
Untrennbar sind mit der Gründung der Deutschen Kinder-
hospizakademie drei Personen verbunden, die mit ihren
Visionen und ihrem Handeln den Grundstein für diese in
Deutschland beispiellose Bildungsarbeit gelegt haben:
Petra Stuttkewitz und Margret Hartkopf als Mitglieder des
Vereinsvorstandes und Edith Droste als erste Akademie
leiterin gebührt besonderer Dank für ihren mutigen und oft
auch hartnäckigen Einsatz. Ohne ihr Engagement und ihre
visionäre Arbeit wäre die Akademie nicht das geworden,
was sie heute ist.
Dieses Magazin soll einen Rückblick werfen auf 15 Jahre
Akademiearbeit und einen Einblick geben in die vielfältigen
Bildungsangebote, die in den vergangenen Jahren entwickelt
wurden. Allen Familien, allen ehren- und hauptamtlich
Engagierten sowie allen Honorarmitarbeitenden, die dazu
beigetragen haben, sei für ihren Einsatz ausdrücklich gedankt.
Martin Gierse |
Geschäftsführer Deutscher Kinderhospizverein e.V.
Foto: Natali Metzger